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5. Juli 2022

Was es mit Composable-Plattformen auf sich hat, wie diese Händler beim Umgang mit den aktuellen Krisen unterstützen können und auch langfristig den modernen E-Commerce transformieren, erklärt Jörg Atai-Nölke, Principal Consultant bei Unic, Partner des diesjährigen ECC FORUM, in unserem Interview.

 

Welche Vorteile bietet eine Composable-Plattform im Vergleich zu einer klassischen Plattform?

Composable bedeutet im Deutschen »zusammenstellbar«. Composable-Plattformen basieren demnach auf einem modularen Aufbau, dessen geschäftliche Fähigkeiten und die dazugehörigen digitalen Applikationen individuell zusammenstellbar sind. Implizit erwartet man von Composable-Plattformen eine zügigere Bereitstellbarkeit und eine stärkere Integrationsfähigkeit mit anderen Applikationen bzw. Diensten. Insofern hat IT-Architektur die Chance zum »Business Enabler« zu avancieren.

Und genau dort liegt der zentrale Unterschied gegenüber in sich stärker integrierten Applikationen, denn eine Anpassung an oder Integration mit einer Applikation mit monolithischem Charakter ist meist nur mit höherem Zeit- und Ressourcenaufwand möglich.

Drei zentrale Aspekte von Composable-Plattformen sind:

  • Composables können prinzipiell schneller an verändertes Kaufverhalten und neue Customer-Journey-Muster angepasst werden.
  • Composables können einfach mit anderen Plattformen kombiniert und integriert werden – das schafft ein starkes Zusammenspiel von E-Commerce, Digital Marketing, Order Management, Fulfillment etc.
  • Zu guter Letzt: Composables ermöglichen eine recht kurze Einführungszeit. Es werden nur die Komponenten bereitgestellt, die tatsächlich benötigt werden. Daher spielen Composable-Plattformen auch eine wichtige Rolle im Kontext von MVPs (Minimum Viable Products).

Wir schlittern aktuell von einer Krise in die Nächste – wie können Composable-Plattformen helfen?

Aus Sicht eines Unternehmens können Composable-Plattformen existenzrettend sein. Durch die Corona Pandemie beispielsweise waren viele Unternehmen in B2B und B2C gezwungen, ihren digitalen Verkauf zu verbessern oder gar erst zu starten. Es galt in Hochgeschwindigkeit Geschäftsfähigkeiten wie die digitale Darbietung von Produktinformationen, den Einsatz digitaler Warenkörbe und Checkout-Workflows aufzubauen. Die dazu nötigen digitalen Funktionen können mit einer Composable-E-Commerce-Plattform fokussiert und schnell bereitgestellt werden.

Corona ist aber nur ein Auslöser. Andere mögliche Motive sind der Wegfall bisheriger internationaler Märkte – wie gerade an Russlands Krieg gegen die Ukraine sichtbar – und der Drang diese schnell mit anderen Märkten zu kompensieren oder der Start eines B2B-Unternehmens ins D2C-Geschäft, also in den Direktabsatz mit Endkund:innen.

Was sind die ersten Schritte, die ein Händler/Hersteller angehen muss, um eine Composable-Plattform aufzubauen?

Dazu möchte ich etwas ausholen. Das Wunderschöne – und zugleich Herausfordernde – an der Gestaltung moderner E-Commerce-Lösungen, ist das verstärkte Zusammenrücken aller betroffenen Abteilungen im Unternehmen. Wir als Transformationspartner betonen dabei, dass die besten und schnellsten Ergebnisse erreicht werden, wenn die typische Abteilungsdenke zwischen Fachbereichen und IT wegfällt. Zukünftig sollte der interne Fokus auf der gemeinsamen Schaffung von digitalen Produkten bzw. digitalen Services liegen. Im Rahmen dieser Produktentwicklung spielt in der Regel nicht nur die Composable-E-Commerce-Plattform eine Rolle, sondern auch andere Plattformen, wie ein ERP-System, eine Integrationsplattform und gegebenenfalls eine Product-Experience-Plattform. Aus Sicht des Unternehmens werden die geeigneten Komponenten der verschiedenen Plattformen zu einer nahtlosen Lösung zusammengefügt.

Neben dem Einsatz einer Composable-Architektur empfehle ich den Unternehmen schließlich, sich mit dem Management ihrer Geschäftsarchitektur zu befassen. Die Geschäftsarchitektur stellt die essenzielle Brücke zwischen der Unternehmensstrategie und deren Operationalisierung dar. Sie liefert präzise Aussagen zu bestehenden und benötigten Geschäftsfähigkeiten und definiert so den Anspruch an die Composables. Geschäftsarchitekturen liefern also den Ordnungsrahmen, an den sich die Plattformen zu orientieren haben.

Wieso wird diese Art von Plattform auch in Zukunft relevant für den E-Commerce sein?

Die gerade skizzierte Art und Weise, wie Lösungen kombiniert werden, ist die Zukunft der Unternehmensarchitektur. In Zukunft werden keine großen Softwarepakete mehr existieren. Einzelne Komponenten lassen sich zügig miteinander kombinieren und schnell auf die aktuellen Geschäftsbedarfe ausrichten. Composability ermöglicht die individuelle digitale Freiheit eines jeden Unternehmens, das eigene Geschäft nach Bedarf zu unterstützen. Mehr Verantwortung, die entlang von Produkten über das gesamte Unternehmen gebündelt wird – immer ausgehend von Kund:innen oder Märkten hin zu den eigentlichen Lösungen und nicht umgekehrt mit einer zentralisierten, abhängigen Applikationswelt.

Ihr seid auch als Partner beim diesjährigen ECC FORUM meets BE:INSIDE dabei. Worauf freut ihr euch dabei am meisten?

Das Event im Mai im Metaverse-Style war schon cool – der virtuelle Messestand, die neuen Connections auf virtueller Ebene, die digitalen Vorträge. Dennoch – und da spreche ich sicher auch für andere – ist die Freude auf ein echtes, physisches Zusammenkommen der ECC-Community am 20. September in Köln riesig. »Wir machen Digitales menschlich«, so lautet übrigens der Purpose der Unic, die wir nach Holacracy organisieren. Und dieser Purpose, finde ich, passt auch hervorragend zum anstehenden ECC FORUM meets BE:INSIDE. Wir sind jedenfalls glücklich vor Ort dabei zu sein.

Für alle Leser:innen, die kurzfristig Gesprächsbedarf in Punkto E-Commerce-Lösung haben und nicht bis zum September auf den Austausch warten möchten, bietet Herr Atai-Nölke auch eine Online-Sprechstunde für ein persönliches Gespräch an.

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