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3. Juni 2020

Wir haben mit Dr. Benedikt Erdmann (Sprecher des Vorstands der Soennecken eG) darüber gesprochen, was ihn dazu bewogen hat, das Präsidium der IFH-Förderer zu verstärken und welchen Herausforderungen sich die Branche in Zeiten des Wandels stellen muss.

SEIT KURZEM VERSTÄRKEN SIE DAS PRÄSIDIUM DER IFH-FÖRDERER: WAS HAT SIE ZU DIESER ENTSCHEIDUNG BEWOGEN?

Alte Verbundenheit und inhaltliche Überzeugung. Ich war selbst drei Jahre Assistent am Institut. Anschließend durfte ich das IFH als Geschäftsführer leiten. 1996 habe ich dann das IFH verlassen. Das ist also schon eine Ewigkeit her, und ich freue mich sehr darüber, wie toll sich das Institut entwickelt hat.

Inhaltlich bin ich davon überzeugt, dass der Handel mehr Aufmerksamkeit seitens der Wissenschaft verdient. Und ein Mehr an Nähe zwischen Forschung und Umsetzung tut allen gut. Genau an dieser Schnittstelle verorte ich das IFH. Darum mache ich gerne mit.

BEI IHNEN DREHT SICH ALLES UM DIE THEMEN „ARBEITEN, LERNEN UND LEBEN“. WIE SCHAFFEN SIE ES SELBST EIN ATTRAKTIVER ARBEITGEBER FÜR IHRE MITARBEITER*INNEN ZU SEIN?

Diese Frage zu beantworten, sprengt an dieser Stelle den Umfang. Nur soviel: Das ist weniger eine Frage der Technik und der Maßnahmen, als eine Haltung den Menschen gegenüber. Sind sie Mittel zum Zweck – also notwendige Kosten, um das Geld für die Gesellschafter zu verdienen – oder ist es ein eigenständiges unternehmerisches Ziel, Beschäftigung zu schaffen, zu sichern und die Arbeits- und damit Lebenszufriedenheit der Beschäftigten zu fördern? Mich macht es stolz, wenn Mitarbeiter bei Soennecken einen erfüllten Arbeitstag haben, zufrieden Feierabend machen und ihre Familien in sozialer Sicherheit leben können.

WELCHE ROLLE SPIELT DIE DIGITALISIERUNG BEI IHREM DOCH RECHT ANALOGEN PRODUKTSORTIMENT?

Friedrich Soennecken – unser Gründer und Namensgeber – hat den Aktenordner erfunden. Aber ich befürchte, mit diesem Produkt ist es ein klein wenig so wie mit der Dampfmaschine: Enorm wichtig für die Epoche, aber (bald) Geschichte. Die Zukunft gehört Dokumentenmanagementsystemen.

Wir forcieren daher seit Jahren Produkte und Dienstleistungen, die man im Büro verwenden möchte – besonders, wenn es „digital“, zuhause und papierlos ist. Der Markt der Büroeinrichtungen boomt und wird weiterwachsen – moderne Unternehmen sehen nämlich anders aus als in den 90ern. Und wir haben vor drei Jahren eine Kooperation von IT-Systemhäusern übernommen. Damit sind wir bei den Digitalisierungsthemen ganz vorne dabei. Und unser Großhandelssortiment wird mittlerweile um Sortimente ergänzt, die mit klassischem Bürobedarf wenig zu tun haben. Wussten Sie, dass es etwa in jedem 10ten Büro einen Hund gibt? Für uns ist also Hundefutter „Bürobedarf“. Und für die Zukunft haben wir da noch viele weitere Ideen, an denen wir bereits arbeiten.

IN DIESEM ZUGE SPIELT AUCH BUSINESS MODEL INNOVATION EINE IMMER GRÖSSERE ROLLE. INWIEFERN ZEICHNEN SICH HIER VERÄNDERUNGEN BEI IHREN KUNDEN AB UND WAS BEDEUTET DAS FÜR SIE ALS LIEFERANT

Unser Thema sind heutige und zukünftige Arbeitswelten. Wie wird „das“ Büro in Zukunft aussehen? Welche Relevanz und Funktion hat das Büro als Ort? Wie soll dieser Ort gestaltet werden? Welche Produkte werden dort benötigt? Und: Wie sieht unsere Wertschöpfung aus? Wir sind von der „DNA“ Handelsunternehmen, aber physische Produkte werden weniger benötigt, dafür mehr Dienstleistungen rund um IT, Collaboration, Büro-Architektur usw. Das heißt, wir und unsere Mitglieder sind mitten in einem umfassenden Change-Prozess, der den Wandel bei unseren Kunden widerspiegelt.

NOCH EINE ABSCHIESSENDE FRAGE AUS AKTUELLEM ANLASS: INWIEFERN DENKEN SIE, WIRD DIE CORONA-KRISE IHRE BRANCHE VERÄNDERN

Das ist es heute noch nicht abschließend zu bewerten. Hier nur drei Aspekte:

Erstens arbeiten heute viele Menschen von zu Hause, und sie tun das – zumindest teilweise – mit Zufriedenheit und Effizienz. Sie werden nicht zu 100 % in ihren alten Arbeitsrhythmus zurückkehren. Das wird die Arbeit im Büro und damit auch unseren Markt erheblich verändern. Es gibt einen Digitalisierungsschub der Arbeitswelten.

Zweitens: Online boomt noch mehr. Das ist für uns bei allen Risiken auch eine Chance, denn traditionelle Handelsunternehmen haben sich dem Onlinethema vielfach nur sehr verhalten geöffnet. Ich hoffe, dass nun auch der Letzte verstanden hat, dass er das ändern sollte.

Und drittens befürchte ich, dass viele Handelsunternehmen diese Krise nicht überleben werden. Wie viele es trifft, ist im Augenblick nicht absehbar. Die Handelsstruktur in Deutschland wird jedenfalls nachhaltigen Schaden nehmen. Aber auch hier gilt: Marktanteile gewinnt man in schlechten Zeiten, wenn anderen die Luft ausgeht. Bei aller Bitternis über diese Entwicklung müssen wir sehen, was wir nach „vorne“ erreichen können.

ÜBER DIE IFH-FÖRDERER

Bereits seit dem Jahr 1929 agieren die IFH-Förderer als gemeinnütziger Verein an der Schnittstelle von Wissenschaft und Praxis. Die IFH-Förderer stehen für den wechselseitigen, inhaltlichen Austausch zwischen akademischer Arbeit und operativer Handelswelt. Dieser Austausch wird durch intensives Netzwerken und regelmäßigen Wissenstransfer lebendig.

Die IFH-Förderer haben es sich zur Aufgabe gemacht, Erkenntnisse aus der Forschung – vor allem durch ihre Nähe zum Seminar für Handel und Kundenmanagement an der Universität zu Köln – zu nutzen und diese für die Handelsbranche und ihre Stakeholder aufzubereiten. Somit profitieren IFH-Förderer von Grundlagenstudien, Wissensdatenbanken, Veranstaltungen und Vorträgen.

Mitglieder sind Handels- und Herstellerunternehmen, Verbände, Kammern, Dienstleister und öffentliche Institutionen. Das Präsidium der IFH-Förderer setzt sich aus renommierten Köpfen des Handels in Deutschland zusammen.

Unterstützen auch Sie als IFH-Förderer den Dialog zwischen Wissenschaft und Praxis und profitieren Sie dabei von zahlreichen Mehrwerten

Weitere Informationen unter www.ifh-foerderer.de

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