Lieferengpässe betreffen weiterhin viele Apotheken. Apothekerschaft erwartet keine Besserung in den kommenden Monaten. ALBVV-Gesetz der Bundesregierung aus Apothekersicht nicht ausreichend. Engpässe betreffen vor allem RX-Arzneimittel, unter anderem Psychopharmaka, Antibiotika und Diabetesmittel. Einschreiten der Politik gefordert.
Im Juli 2023 ergriff die Bundesregierung mit dem Arzneimittel-Lieferengpassbekämpfungs- und Versorgungsverbesserungsgesetz (ALBVVG) einen Vorstoß zur Lösung der Lieferengpassproblematik. Doch auch im Januar 2025 berichten 96 Prozent der im Apothekenkonjunkturindex (APOkix) befragten Apothekeninhaber:innen, dass sie es in ihren Apotheken regelmäßig mit kurzfristigen und unerwarteten Lieferengpässen zu tun haben. Und auch mit Blick auf die nähere Zukunft zeigen sie sich wenig zuversichtlich: 95 Prozent gehen davon aus, dass sich die Lage der Lieferengpässe in den nächsten Monaten nicht merklich entspannen wird.
Belastung nimmt nur minimal ab
Die Anzahl der Apotheken, die in den letzten drei Monaten stark von Lieferengpässen im Bereich der RX-Arzneimittel betroffen waren, ist im Vergleich zum Vorjahr leicht gesunken: Während im Januar 2024 97 Prozent angaben, in den letzten drei Monaten stark von Lieferengpässen betroffen gewesen zu sein, liegt die Quote im Januar 2025 bei 92 Prozent. Am stärksten betroffen waren Psychopharmaka/Antidepressiva (90 % der Befragten berichten von zahlreichen Lieferengpässen in den letzten drei Monaten in diesem Bereich), Antibiotika für Erwachsene und Diabetesmedikamente (jeweils 89 %) sowie Cholesterinsenker (85 %), Antibiotika für Kinder (84 %) und Blutdruckmittel/-senker (80 %). Als besonders schwerwiegend erweisen sich Lieferengpässe in den Bereichen Psychopharmaka/Antidepressiva, Diabetes und Antibiotika für Kinder. In diesen Bereichen verzeichneten zwischen 36 und 57 Prozent der Apotheken in den letzten drei Monaten zahlreiche Lieferengpässe, die sich kaum oder gar nicht durch Medikamentenaustausch haben ausgleichen lassen. Im Vorjahr lag die Quote in diesen drei Bereichen sogar noch zwischen 62 und 77 Prozent. Etwas entspannt hat sich die Lage auch bei OTC-Arzneimitteln – in diesem Segment sank der Anteil stark von Lieferengpässen betroffener Apotheken von 57 auf 20 Prozent.
Politik muss eingreifen
Auch wenn die Lieferengpässe leicht zurück gegangen sind, ist die Belastung der Apotheken weiterhin groß: Die Befragten weisen auf einen deutlichen Mehraufwand in der Apotheke hin (99 %) – zudem müssen diese die Unzufriedenheit der Kundschaft abfangen (60 %) und sehen sich mit Retaxationen im Rahmen des Medikamentenaustauschs konfrontiert (40 %). Dabei steht auch das ALBVVG in der Kritik: 96 Prozent der Befragten erachten die im Gesetz verankerten Maßnahmen als unzureichend und ein Großteil zweifelt die Wirksamkeit des Gesetzes auch in der Mittel- und Langfristperspektive an (70 %). Um die Situation zu entschärfen, bedürfe es nach Meinung der Befragten neben dem ALBVVG weiterer Schritte und Aktivitäten seitens der Politik (97 %).
Konjunkturindizes entwickeln sich gegensätzlich
Die Beurteilung der aktuellen Geschäftslage fällt im Januar positiver aus als im Dezember: Sie steigt zum Jahresstart um 7,1 Punkte auf 54,3 Punkte an. Der Ausblick auf die kommenden zwölf Monate fällt verhaltener aus: Die Bewertung der Geschäftserwartungen sinkt von 73,2 Punkten auf 58,9 Punkte.
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Über den APOkix
Der Apothekenkonjunkturindex APOkix des IFH KÖLN ist das Stimmungsbarometer im deutschen Apothekenmarkt. In den monatlichen Onlinebefragungen werden Apothekeninhaber:innen zur Einschätzung ihrer aktuellen und erwarteten Umsatzlage befragt. In monatlich wechselnden Zusatzfragen werden zudem aktuelle Marktthemen beleuchtet. Für den APOkix im Januar wurden im Zeitraum vom 13.01.2025 bis zum 26.01.2025 insgesamt 129 Apothekeninhaber:innen online befragt. Die APOkix-Teilnehmer:innen stammen aus dem gesamten Bundesgebiet und repräsentieren sowohl größere als auch kleinere Apotheken, wie auch Apotheken in städtischen und ländlichen Gebieten. Die aktuelle Befragung thematisiert den Umgang mit den anhaltenden Lieferengpässen und das ALBVVG. Der APOkix wird unterstützt von der NOWEDA eG Apothekergenossenschaft und dem Deutschen Apotheker Verlag.
Die aktuellen APOkix-Ergebnisse können im Shop des IFH KÖLN kostenfrei heruntergeladen werden.