Unser aktueller „Branchenbericht Fahrräder 2025“ untersucht die Entwicklung des Fahrradmarktes und wirft in der Prognose einen Blick in die Glaskugel des Handels. Senior Consultant und Studienautor Christoph Lamsfuß beschäftigt sich schon lange mit dem Fahrradmarkt und ordnet in diesem Beitrag die Ergebnisse der Studie gemeinsam mit seinen jüngsten persönlichen Erfahrungen in den Marktkontext ein:
Servicepause bis September
Es traf mich unvorbereitet: Meine Onlineterminanfrage für einen Werkstatttermin bei einem der größten Fahrradfachhändler Deutschlands wurde mit der Aussage abgewiesen, aufgrund von „Kapazitätsauslastung“ könnten bis September diesen Jahres keine „Fremdräder“ angenommen werden – ausgeschlossen Fahrräder, die bei dem Händler direkt erworben wurden. Keine freien Termine für ein halbes Jahr, also die gesamte Fahrradsaison? Und das in Zeiten, in denen es auch im Fahrradfachhandel nicht so richtig rund läuft und viele Händler mit rückläufigen Umsätzen konfrontiert sind? Aus Konsumentensicht hat mich das verwundert und verunsichert, aus Marktsicht weiß ich, wie es dazu kommen konnte.

Fachkräftemangel im Fahrradmarkt
Die Absage sagt eine Menge über die aktuelle Situation im Fahrrad-Fachhandel aus. Der Fahrrad-Hype zu Zeiten der Pandemie katapultierte den Markt in eine Größenordnung, mit der er selbst aktuell (noch) nicht klarkommt. Die Pandemiekäufer: innen von E-Bikes – teilweise über Diensträder mit angekurbelt – kehren nun in regelmäßigen Abständen zur Inspektion ihrer Räder zurück in den Fahrradhandel. Und das in beachtlichem Ausmaß, sodass der ein oder andere Händler, der seine Werkstattkapazitäten noch nicht entsprechend aufgestockt hat – beziehungsweise aufstocken konnte (Stichwort: Fachkräftemangel) – aktuell ziemlich überlastet ist. Gleichzeitig sind die Händler momentan immer noch sehr damit beschäftigt, die rückläufige Nachfrage nach E-Bikes mit ihren teils immer noch zu hohen Lagerbeständen (v.a. (E-) Mountainbikes/E-Trekkingbikes aus den Vorjahren) in Einklang zu bringen.
Investition in Werkstattservice lohnt sich
Da kann bei dem ein oder anderen Händler das Werkstattgeschäft schon mal zu kurz kommen. Dabei ist grade dieses Geschäft aktuell so wichtig. In Zeiten rückläufiger Umsatzzahlen mit Bikes, hat der Handel hier ein Instrument, mit dem er stabilisierende Umsätze generieren kann. Gleichzeitig bietet das Werkstattgeschäft die Möglichkeit, die Kundschaft regelmäßig zu bedienen, die Kundenbeziehung zu pflegen und zusätzliche Umsätze zu generieren – zum Beispiel über den Verkauf von Zubehör. Letztendlich kann das Werkstattgeschäft auch Neukund:innen ans Land ziehen und sich über den guten Service für mehr empfehlen, wie zum Beispiel den Verkauf eines neuen Bikes. Fahrradhändler sollten diese Hebel nicht unterschätzen und in ihr Werkstattgeschäft investieren.