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22. Oktober 2025
Portraitfoto von Frank Noß von REMIRA

In vielen Filialen führt hoher Verwaltungsaufwand zu sinkender Effizienz und längeren Wartezeiten. Um Abläufe zu beschleunigen und die Kundenzufriedenheit zu steigern, setzen immer mehr Händler auf digitales Filialmanagement per App. Wie das erfolgreich gelingt erklärt Frank Noß, Vice President Sales Commerce bei unserem ECC CLUB Mitglied REMIRA, im Interview.

Warum bremsen Verwaltungsaufgaben den Verkauf?

Wer selbst schon einmal in einer Einzelhandelsfiliale gearbeitet hat, kennt das Problem: Der Arbeitstag besteht nicht nur aus Beratungsgesprächen oder dem Auffüllen von Regalen, sondern in großem Umfang aus organisatorischen Aufgaben.

  • Bestandskontrolle: Mitarbeiter:innen prüfen manuell, welche Produkte fehlen und erstellen Nachbestellungen.
  • Lieferabgleich: Wareneingänge müssen dokumentiert und mit Lieferscheinen abgeglichen werden.
  • Bedarfsermittlung: Besonders vor Aktionen oder Feiertagen ist es aufwendig, den richtigen Warenbedarf einzuschätzen.

Gerade in Stoßzeiten, wenn die Kundschaft besonders zahlreich ist, kollidiert dieser Verwaltungsaufwand mit der Serviceleistung. Das führt zu Frust auf beiden Seiten: Mitarbeiter:innen fühlen sich überlastet, Kund:innen warten länger oder verlassen die Filiale im Zweifel ohne Kauf.

Im Wettbewerb mit dem Onlinehandel, wo Verfügbarkeit und Geschwindigkeit selbstverständlich sind, können sich Händler solche Schwächen kaum noch leisten.

Wie helfen digitale Lösungen im Tagesgeschäft?

Digitale Services können an der Stelle enorme Unterstützung bieten. Mithilfe einer App für digitales Filialmanagement können zahlreiche manuelle Prozesse automatisiert und direkt auf die Verkaufsfläche gemanagt werden. Dabei steht der Kunde im Fokus des Services. Zum Beispiel lassen sich folgende Prozesse damit schnell erledigen:

  • Mobile Bestandsabfrage: Mitarbeiter:innen prüfen in Echtzeit, ob ein Artikel im Lager vorhanden ist.
  • Direkte Nachbestellung: Fehlende Waren lassen sich sofort per Tablet oder Smartphone nachordern.
  • Mobiler Kassiervorgang: Kund:innen können an Ort und Stelle bezahlen – ohne lange Schlangen an der Kasse.
  • Datenbasiertes Arbeiten: Die App liefert Analysen zu Verkaufszahlen, Nachfrage oder Retouren in Echtzeit

Ein Beispiel: Ein Kunde sucht nach einer bestimmten Größe eines Schuhs. Früher musste der Verkäufer ins Lager gehen oder umständlich über das Kassensystem prüfen. Heute reicht ein Blick auf die App, und die Verfügbarkeit wird sofort angezeigt – inklusive der Option, den Artikel aus einer anderen Filiale oder dem Zentrallager zu bestellen. Das spart nicht nur Zeit, sondern wirkt professionell und sorgt für eine bessere Customer Journey.

Was bedeutet das für die Kundenzufriedenheit?

Kund:innen erwarten heute mehr vom Handel – sie wollen ein nahtloses Einkaufserlebnis ohne Medienbrüche, lange Wartezeiten und lästige Reibungsverluste. Digitale Filialmanagement-Apps tragen dazu bei:

  1. Schnelligkeit: Lange Wartezeiten werden reduziert, weil Prozesse direkt auf der Fläche abgewickelt werden können.
  2. Kompetenz: Verkäufer:innen wirken souveräner, wenn sie sofort Antworten liefern können.
  3. Personalisierung: Durch Datenzugriff lassen sich Empfehlungen gezielt aussprechen.
  4. Bequemlichkeit: Mobile Kassiervorgänge ermöglichen einen reibungslosen Abschluss.

Besonders in Zeiten, in denen Onlinehändler mit "Same Day Delivery" und transparenten Verfügbarkeitsanzeigen locken, ist diese Art von Service im stationären Handel entscheidend. Denn: Wer im Geschäft beraten wird, aber keine direkte Antwort auf eine einfache Frage wie „Gibt es das auch in meiner Größe / Farbe?“ bekommt, wird beim nächsten Mal vermutlich direkt online bestellen.

Wie gelingt die Umsetzung in der Praxis?

Die Einführung digitaler Prozesse ist kein Selbstläufer. Entscheidend ist eine klare Strategie:

  • Schrittweise Einführung: Statt alle Filialen gleichzeitig umzustellen, lohnt ein Pilotprojekt in ausgewählten Standorten.
  • Einfache Bedienbarkeit: Die App muss intuitiv nutzbar sein, damit Mitarbeiter:innen ohne langwierige Schulung starten können.
  • Mitarbeiterbeteiligung: Frühzeitige Einbindung sorgt für Akzeptanz und verhindert Widerstände.
  • Integration bestehender Systeme: Schnittstellen zu Warenwirtschaft, Kassensoftware und ERP sind entscheidend für den Erfolg.

Erfolgreiche Händler setzen auf Change-Management: Sie nehmen die Belegschaft mit, zeigen konkrete Vorteile auf und schaffen Anreize, die neuen Tools zu nutzen. So wird die App vom „zusätzlichen Aufwand“ zum echten Helfer im Alltag.

Welche Vorteile haben Händler langfristig?

Neben der direkten Steigerung der Kundenzufriedenheit profitieren Händler auch intern:

  • Effizienzsteigerung: Prozesse werden verschlankt, und Personal kann produktiver eingesetzt werden.
  • Kostenreduktion: Weniger Fehler bei Bestellungen und optimierte Warenflüsse sparen bares Geld.
  • Flexibilität: Händler reagieren schneller auf Trends oder Engpässe.
  • Datenbasiertes Management: Entscheidungen basieren nicht mehr auf Bauchgefühl, sondern auf belastbaren Informationen.

Ein zusätzlicher Vorteil: Mitarbeiter:innen erleben ihren Job als sinnvoller, weil sie mehr Zeit mit Kund:innen verbringen können, statt von Papierkram aufgehalten zu werden. Das steigert Motivation und reduziert Fluktuation – ein wichtiger Faktor in Zeiten des Fachkräftemangels.

Die Qual der Wahl: Wie finde ich den für mich passenden Anbieter für Mobile Store Management?

Der Markt für digitale Filialmanagement-Lösungen wächst rasant. Zahlreiche Anbieter werben mit benutzerfreundlichen Apps, umfassenden Funktionen und schneller Implementierung. Doch nicht jede Lösung passt zu jedem Händler und tut, was sie verspricht. Wer den falschen Anbieter wählt, riskiert hohe Kosten, unzufriedene Mitarbeiter:innen oder Schnittstellenprobleme.

Damit die Entscheidung leichter fällt, lohnt es sich, folgende Kriterien genauer zu prüfen:

  • Funktionsumfang: Deckt die Lösung die für das jeweilige Geschäft entscheidenden Prozesse ab – von der Bestandsabfrage bis hin zum mobilen Kassieren?
  • Benutzerfreundlichkeit: Ist die App intuitiv und auch für weniger technikaffine Mitarbeiter:innen -leicht zu bedienen?
  • Integration: Lässt sich die Lösung nahtlos in bestehende Systeme wie Warenwirtschaft, ERP und Kassensoftware einfügen?
  • Skalierbarkeit: Kann die Software mit Wachstum Schritt halten und auch in mehreren Filialen parallel genutzt werden?
  • Compliance & Datenschutz: Hier haben Anbieter Made In Germany zahlreiche Vorteile
  • Support & Service: Bietet der Anbieter verlässlichen Kundensupport, Schulungen und regelmäßige Updates?

Ein Tipp: Setzt auf Pilotprojekte. Testet  die Lösung in einer oder wenigen Filialen und sammelt Feedback der Mitarbeiter:innen. So erkennt ihr schnell, ob die App im Alltag wirklich den versprochenen Mehrwert bietet.

Mein Fazit: Digitales Filialmanagement per App ist kein Zukunftsthema mehr, sondern bereits heute ein entscheidender Wettbewerbsvorteil. Wer Verwaltungsaufwand reduziert und Servicequalität erhöht, punktet bei seinen Kundinnen – und verschafft seinem Team Freiräume, die den Unterschied machen.

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