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Unkompliziert und schnell den Wochenendeinkauf direkt an die Haustür liefern lassen – das ist das Versprechen von Prime Pantry. Amazon, der größte Onlinehändler der Welt, bietet mit Prime Pantry seinen Prime-Mitgliedern seit 2015 exklusiv an, auch haltbare Lebensmittel, Waschmittel, Kosmetika oder Tiernahrung über den Onlinegiganten zu ordern. Damit tritt Amazon in direkte Konkurrenz zu REWE, EDEKA und Co. Wir schauen uns an, wie Prime Pantry funktioniert und testen, was der Service alles kann.

Das Prinzip von Prime Pantry

Mit Prime Pantry öffnet sich für den Prime-Kunden die Welt der FMGC (Fast Moving Consumer Goods) online. Amazon bietet an,  – egal wann, egal wo – alles für den täglichen Bedarf (außer frischer Lebensmittel) online kaufen und sich bequem nach Hause liefern lassen zu können. Jetzt auch in haushaltsüblichen Größen und Mengen – big Packs konnten auch schon früher von Prime-Kunden über Amazon.de bestellt werden. Das Prinzip von Prime Pantry ist dabei ganz einfach: Der Prime-Kunde kann aus einer Vielzahl an FMCGs wählen und sich so seine eigene Pantry Box zusammenstellen. Die Box hat eine feste Größe und wird ab einem Bestellwert von über 29 Euro frei Haus geliefert. Die Versandgebühren für eine Bestellung unter 29 Euro betragen 4,99 Euro.

Prime Pantry – Service gut versteckt

Im eigenen Online-Shop hat Amazon das Prime Pantry-Angebot sehr gut versteckt. Auf der regulären Landingpage von Amazon.de gibt es keinen Registerreiter für Prime Pantry und auch sonst keinen auffälligen Hinweis. Bannerwerbung für den neuen Service vermisst man ebenfalls. Dass der neue Service in Deutschland nur wenigen Menschen bekannt ist, wundert entsprechend wenig. Zu finden ist Prime Pantry schließlich in der Rubrik Mein Prime. Abwechselnd mit anderen Prime-Vorteilen wird Prime Pantry an dieser Stelle vorgestellt. Zu finden ist der Service auch ganz unten auf der Seite. Zudem ist Pantry auch in der Produktsuche verankert. Es gibt eine Filteroption, in der nach Amazon Pantry-Produkten gefiltert werden kann. Wenn der Kunde also bereits um das Angebot weiß, muss er als Prime-Kunde nicht extra die Seite von Prime Pantry aufrufen. Kunden, die Prime Pantry aber noch nicht kennen, wird sich das Angebot nicht so schnell erschließen. Amazon hält sich in der Bewerbung aktuell noch stark zurück.

Produktauswahl – findet man was man braucht?

Die Navigation auf der Prime-Pantry Seite ist ähnlich der klassischen Amazon.de Landingpage aufgebaut – Look and Feel sind also jedem Amazon-Shopper sofort vertraut. Auch wenn die Seite etwas überladen wirkt, findet man sich schnell in der Produktsuche zurecht. Sofort erkennbar ist der Hinweis, dass dieser Service exklusiv für Prime-Mitglieder ist und auf die kostenfreie Lieferung ab einem Bestellwert über 29 Euro wird ebenfalls deutlich hingewiesen. Zusätzlich werden Rabattaktionen für die Versandkosten beworben, um den Service für Kunden attraktiver zu machen.

Wer weiß, was er benötigt, findet die gewünschten Artikel schnell und einfach über die Suchmaske. Stöbern ist aber ebenfalls möglich. Durch die Gruppierung der Produkte in verschiedene Kategorien, ist der Einkauf übersichtlich und einfach gestaltet. Folgende Prime Pantry-Kategorien sind verfügbar:

  • Lebensmittel & Getränke
  • Haushalt & Haustierbedarf
  • Drogerie & Beauty
  • Babybedarf
  • Bürobedarf & weitere Artikel

Über ein Dropdown-Menü kann die Auswahl innerhalb der Kategorien noch weiter vereinfacht werden. Neben den Produktkategorien findet sich auf Startseite auch die Rubrik Einkaufslisten. Hier können aus verschiedenen, vorgefertigten Listen bestimmte Produkte ausgewählt werden. Abgesehen davon, dass man sich inspirieren lassen kann, ist der Mehrwert dieser Funktion allerdings fraglich. Kunden, die genau wissen, was sie benötigen, nutzen am besten die klassische Produktsuche. Das Zusammenstellen einer Box über die einzelnen Produktkategorien ist mit sehr viel „Durchklicken“ verbunden und daher weniger komfortabel, als die schnelle Suche über die Sucheingabe.

Inspiration und Einkaufshilfe bieten auch die drei Beispielboxen für verschiedene Anforderungen, die gut sichtbar mittig auf der Startseite zu finden sind. Angeboten werden Die Box fürs Home-Office, Die Box für kleine Unternehmen und Die Snack-Box fürs Büro. In den jeweiligen Boxen finden sich Produkte aus entsprechenden Kategorien. Klickt man in eine der Boxen, werden alle Artikel, die sich in der Box befinden, mit Artikelbeschreibung und -bewertung angezeigt. Die Box fürs Home-Office enthält beispielsweise neben Dextro Energy, einem Kugelschreiber und Red Bull auch Handcreme und Druckerpapier.

Weiter unten auf der Startseite ist eine weitere Menüleiste zu finden. Hier können unter anderem die eigenen bereits bestellten Pantry Boxen eingesehen oder auch Aktionen und Angebote angesehen werden. Zudem findet sich hier noch mal die Kategorienübersicht und die zuletzt gesehenen Artikel, sowie Produktempfehlungen. Die beiden letztgenannten Online-Features dürften Amazon-Kunden bekannt vorkommen.

Generell wirkt die Seite etwas überladen. Es finden sich zahlreiche Menüreiter und Produktfelder, welche sich zum Teil wiederholen oder überschneiden. Hierdurch wirkt der Pantry-Shop unübersichtlich und die Nutzerfreundlichkeit wird beeinträchtigt. Weniger wäre mehr!

Vielfältige Produktauswahl

Amazon Pantry bietet eine vielfältige und große Produktauswahl an haltbaren Verbrauchsgütern. Frische Lebensmittel wie Milchprodukte oder auch Obst und Gemüse werden bei Pantry aktuell nicht angeboten. Berichten des Manager Magazins zufolge wird Amazon aber noch diesen Herbst mit Amazon Fresh an den Start gehen und sein Sortiment um frische Lebensmittel erweitern.[1]  Bei Pantry können Prime-Kunden aus einem breiten Sortiment von beliebten Haushaltsartikeln wählen – darunter haltbare Lebensmittel und Knabberartikel wie H-Milch, Snacks, Konserven, Müslis, Gewürze, Nudeln aber auch Beauty- und Drogerieartikel, Babyartikel, Reinigungsmittel, Tiernahrung, Bürobedarf und vieles mehr. Wer im Bereich Lebensmittel- und Drogeriemarktprodukte gerne auf Markenartikel zurückgreift, findet hier alles für seinen persönlichen Wocheneinkauf. Eigenmarken findet der Konsument hier nicht. Noch nicht, denn laut Presseberichten steckt Amazon mitten in den Planungen für ein eigenes Private-Label-Angebot. Dieses Eigenmarkensortiment soll unter anderem Kaffee, Tee, Babynahrung, Snacks wie Nüsse und Chips oder Haushaltswaren wie Waschmittel umfassen, wie das Wall Street Journal berichtet.[2]

Die bei Amazon Pantry verfügbaren Produkte werden mit Bewertung und Artikelbeschreibung angezeigt. Alle Produkte sind in haushaltsüblichen Größen erhältlich und preislich im Durchschnitt nicht teurer als bei anderen stationären Anbietern. Bei der garantierten Verfügbarkeit hinkt Prime Pantry noch leicht hinterher. Bei unserem Testkauf war ein Artikel nicht bestellbar. Auch überraschend: Einige Produkte sind zwar bei Amazon.de als Prime-Produkte verfügbar, nicht aber bei Prime Pantry. Für Tomy Senf beispielsweise gibt es nur zwei Treffer bei Amazon Pantry – aber ein deutlich größeres Angebot bei Amazon.de. Hier gibt es durchaus noch Verbesserungspotential.

Box zu X Prozent gefüllt – Der Bestellprozess

Um eine Box bei Prime Pantry zu packen, wird der gewünschten Artikel einfach in den Warenkorb gelegt. Wenn der erste Artikel im Einkaufswagen liegt, erscheint die Information, dass eine Amazon Pantry Box gestartet wurde. Zusätzlich erhält jeder Kunde die Information, zu wieviel Prozent die Box bereits befüllt ist. Im Verlauf des Einkaufs wird dann oben rechts permanent der Status der Pantry Box angezeigt.

Unser Fazit

Prime Pantry ist ein spannendes Produkt von Amazon. Merklich wird noch an der Prime-Pantry Seite optimiert. Bereits zwei Tage nach unserem ersten Besuch für den Testkauf wurde die Startseite überarbeitet. Anstatt der drei Beispielboxen findet sich jetzt eine Anleitung zu Prime Pantry zentral auf der Startseite.

Durch die unübersichtliche Gestaltung der Seite wird die Bedienung etwas erschwert, generell sollten sich Prime-Kunden aber zurechtfinden. Das Erstellen einer Pantry Box ist intuitiv und unkompliziert. Die Anzeige des Füllstands der Box erleichtert das Erstellen zusätzlich.

Auch wenn die Produktvielfalt groß ist, weißt das Pantry-Sortiment noch Lücken auf. Auch finden sich bei Prime Pantry nur Markenprodukte. Dass Kunden aber gerade bei FMGC gerne auf Eigenmarken zurückgreifen, zeigt das aktuelle Consumer Barometer des IFH KÖLN und KPMG 2016[3]. Demnach wählen Konsumenten Lebensmitteleinzelhändler und Drogeriemärkte auch nach ihrem Handelsmarkensortiment aus. Preislich liegen die Produkte nicht über denen im stationären Handel, kommen aber Versandkosten hinzu, wird der Einkauf im Durchschnitt teurer. Kunden müssen sich demnach entscheiden, ob ihnen die bequeme Lieferung an die Haustür der höhere Preis wert ist.

Die Wahl zwischen verschiedenen Versadoptionen hat der Prime-Kunde bei Prime Pantry nur sehr eingeschränkt. Der verwöhnte Prime-Kunde muss sich mit einer Lieferdauer von 2 bis 3 Werktagen arrangieren. Ob der Service für Prime-Mitglieder attraktiv ist oder nicht, kann durchaus von den angebotenen Lieferoptionen abhängig sein. Gerade beim Wocheneinkauf möchten Kunden ungern von der Lieferung überrascht werden. Andere Anbieter wie z. B. REWE bieten die Lieferung innerhalb 24 Stunden und zum Wunschtermin an. Hier muss Amazon Pantry noch nachbessern.

Alles in allem ist Prime Pantry tatsächlich die praktische Vorratskammer in der Box – bei der Umsetzung und der Abgrenzung zu anderen Amazon-Diensten hapert es aber noch.


[1] Rungg, Andrea: Amazon Fresh startet in Deutschland, in: Manager Magazin, URL: http://www.manager-magazin.de/unternehmen/handel/amazon-startet-lieferung-mit-lebensmitteln-in-berlin-a-1094130.html, Zugriff am 09.06.2016.

[2] Bensinger, Greg: Amazon to Expand Private-Label Offerings – From Food to Diapers, in: The Wall Street Journal, URL: http://www.wsj.com/article_email/amazon-to-expand-private-label-offeringsfrom-food-to-diapers-1463346316-lMyQjAxMTA2NDExNTYxNjU1Wj, Zugriff am 09.06.2016.

[3] Quelle: IFH KÖLN, KPMG, Consumer Barometer, 2016.

 

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